Madeira 2025
- 24. Apr.
- 13 Min. Lesezeit

Eine Woche Madeira – Ankommen auf der Blumeninsel
Es war noch tiefste Nacht, als wir aufbrachen – Um 3 Uhr morgens auf dem Weg nach Genf haben wir kurz nach unserem Zuhause einen Luchs auf der Strasse gesehen!, die Autobahn jedoch gehörte dann uns fast alleine. Diese ganz eigene Magie früher Abfahrten lag in der Luft: die Spannung, die Stille, das leise Knistern von Vorfreude.
Der Flug war angenehm, sehr angenehm sogar. Einer dieser Flüge, bei denen man gar nicht merkt, wie die Zeit vergeht. Und während wir uns der Insel näherten, stieg die Spannung dann doch noch einmal: Madeira ist bekannt für seine spektakuläre Landebahn – und dafür, dass etwa jeder fünfte Flug durchstarten muss. Die Insel bietet nämlich kaum flache Stellen, weshalb der Flughafen direkt ans Meer gebaut wurde, teilweise auf Stelzen.
Doch unser Anflug war perfekt: Wir schwebten sanft über Porto Santo und die zerklüftete Ostküste Madeiras. Und dann – butterweich – setzte unser Flugzeug auf. Kein Durchstarten, kein Drama. Nur ein leises Wow auf unseren Lippen.
Nach der Landung begrüßte uns warme Luft und das typische Inselflair. Ein kurzes Taxiabenteuer später standen wir auch schon vor unserem Hotel. Einchecken war um diese Uhrzeit noch nicht möglich – also machten wir das einzig Richtige: Wir gingen ans Meer.
Farben, Düfte und ein kleines Bananenwunder
Da wir noch etwas Zeit hatten, bevor unser Hotelzimmer bezugsbereit war, machten wir uns auf den Weg in Richtung Altstadt – und zum Mercado dos Lavradores, dem berühmten Bauernmarkt von Funchal. Schon auf dem Weg dorthin zeigte sich: Diese Insel ist ein einziger botanischer Garten. Alles blüht, alles grünt.
Doch was uns dann im Mercado erwartete, übertraf selbst unsere Vorstellungskraft: ein wahres Fest für alle Sinne. Überall leuchtende Farben – exotische Früchte, riesige Avocados, üppige Gemüsestände, getrocknete Kräuter, Blumen, Gewürze. Alles, wirklich alles scheint hier zu wachsen. Und nicht nur das: Alles sieht so aus, als hätte es sich ganz besonders viel Mühe gegeben, zu gefallen.
Wir durften dort verschiedene Sorten probieren – darunter Bananen mit einem leichten Erdbeeraroma. Und das Überraschende: Wir sind eigentlich gar keine großen Bananenfans. Aber die Madeira-Bananen? Eine ganz andere Liga. Klein, aromatisch, überraschend komplex im Geschmack. Einfach fantastisch.
Nach dem Markt bummelten wir weiter durch die Altstadt. Kopfsteinpflaster, enge Gassen, pastellfarbene Häuser. Sehr, sehr schön. Und doch: Etwas fiel uns auf – vielleicht darf man das so gar nicht sagen, aber es war ein ehrlicher Eindruck. Uns begegneten kaum Menschen, die uns als besonders „schön“ im klassischen Sinne auffielen. Natürlich ist das immer subjektiv – und vielleicht auch mehr eine Frage von Ausstrahlung als von Äußerlichkeit. Die Energie war irgendwie... speziell. Etwas zurückhaltend, manchmal fast verschlossen. Und trotzdem: In den Restaurants wurden wir mit einer so herzlichen Freundlichkeit empfangen, dass dieser erste Eindruck sich sofort wieder auflöste. Freundlichkeit, Wärme und echtes Interesse – das war definitiv da.
Von Fünf Sternen und feinen Unterschieden
Als wir endlich unser Zimmer beziehen konnten, holte uns die frühe Anreise dann doch ein – wir legten uns erstmal ein wenig aufs Ohr. Doch so richtig ankommen konnten wir irgendwie nicht. Unsere Junior Suite im Fünf-Sterne-Hotel war durchaus stilvoll eingerichtet und modern – aber sie fühlte sich nicht so an, wie wir uns eine Junior Suite vorstellen. Irgendetwas fehlte. Die Energie? Der Blick? Vielleicht beides.
Es war ein klassisches Stadthotel, also hatten wir gar nicht mit großartigem Ausblick gerechnet. Aber was es mit einem macht, ob man auf eine graue Hauswand oder auf das weite Meer blickt, ist einfach nicht zu unterschätzen. Und das spürten wir deutlich.
Zum Glück hatte das Hotel auch Highlights: Der Infinity-Pool auf dem Dach mit direktem Blick aufs Meer war definitiv eines davon – ein Ort zum Durchatmen. Auch das Abendessen im Hotelrestaurant überraschte uns positiv: geschmackvoll, frisch und liebevoll angerichtet. Außerdem lag das Hotel zwar an einer der belebtesten Straßen der Stadt, aber es war trotzdem nicht laut oder überlaufen. Madeira wirkt insgesamt entschleunigt. Die Zeit scheint hier einfach anders zu fließen – ruhiger, weicher, langsamer. Und das tat gut.
Am nächsten Morgen ging ich zur Rezeption und erklärte, dass wir mit unserem Zimmer nicht wirklich glücklich waren. Und wie schön war es zu erleben, wie unkompliziert und freundlich das Team reagierte: Wir bekamen eine andere Junior Suite – und diesmal stimmte einfach alles. Mehr Licht, mehr Weite, bessere Energie. Manchmal sind es eben die feinen Unterschiede, die so viel ausmachen.
Auch unterwegs arbeiten wir immer ein bisschen – und so fanden an diesem Tag zwei Calls statt. Es gehört inzwischen einfach zu unserem Leben dazu: reisen, entdecken, reflektieren, arbeiten. Und dabei immer wieder diese Fragen im Gepäck: Was inspiriert uns gerade? Was wollen wir verändern? Welche Impulse nehmen wir mit?
Am Nachmittag entschieden wir uns ganz klassisch für eine Stadtrundfahrt – ja, diese typischen Hop-on-hop-off-Touren. Aber wir lieben sie, gerade am Anfang einer Reise. Sie geben einen Überblick, erzählen Geschichten, und man kann sich ein erstes Bild machen. Und diese Tour war tatsächlich eine der besten, die wir je hatten: Wir fuhren bis zum alten Fischerhafen Câmara de Lobos , an dem einst sogar Winston Churchill gemalt haben soll – heute natürlich groß ausgeschildert und mit einem Hauch britischer Nostalgie versehen. Und ja, auf Madeira gibt es auch Shops die Bitcoin akzeptieren - wir waren da um eine Powerbank zu kaufen, leider wollte er keinen Rabatt auf BTC-Zahlung geben, so liessen wir ihm gerne Fiat da!
Und dann – ganz spontan – beschlossen wir, ab Sonntag ein Mietauto zu nehmen. Madeira ruft nach Entdeckung. Und das Abenteuer begann damit erst so richtig…
Ein Samstag voller Perspektiven – Tuk-Tuk, Gespräche, Glasbodenblicke und Sissi
Früh morgens, um 9 Uhr, wurden wir pünktlich von unserem Fahrer abgeholt – in einem Tuk-Tuk, oder wie wir zuerst noch sagten: Tuxi, Rikscha… na, ihr wisst schon. Eine viertstündige, individuelle Tour stand an – ganz nach unseren Wünschen, oder auch nach Vorschlägen unseres Fahrers. Und gleich zu Beginn die erste Überraschung: Er war Deutscher. Gebucht hatten wir auf Englisch, aber natürlich entschieden wir uns spontan für Deutsch – was das Gespräch umso intensiver und spannender machte.
Denn schon bald wurde klar: Unser Fahrer war nicht nur ein Guide, sondern ein Mensch mit Geschichte. Seit 2020 lebt er auf Madeira. Er sagte ganz offen: „Ich bin geflüchtet.“ Und meinte damit nicht politische Verfolgung, sondern das, was viele in diesem Jahr bewegt hat – den Wunsch nach Freiheit, nach einem anderen Lebensstil, nach einem Ausweg aus dem Wahnsinn, wie er es nannte. Heute arbeitet er ortsunabhängig im Online-Marketing und bietet diese Touren mit Leidenschaft an. Und plötzlich sprachen wir über Themen, die weit über Madeira hinausgehen: Freiheit, Selbstbestimmung, CBDCs, Zukunftsvisionen. Er meinte: „Wow, ich habe in all den Jahren noch nie mit jemandem über das Thema sprechen können.“ Es war eines dieser Gespräche, die nachhallen.
Ursprünglich wollten wir nach Monte, zu den berühmten Korbschlittenfahrten. Aber das Wetter spielte nicht mit – es regnete, und die Strecke war gesperrt. Also vertrauten wir unserem Fahrer. Und er brachte uns an Orte, die uns anders berührten.
Wir fuhren nochmal nach Câmara de Lobos – das charmante Fischerdörfchen, das wir am Vortag vom Sightseeing-Bus aus gesehen hatten. Diesmal aber zu Fuß, mit mehr Zeit und einem besseren Gefühl für das Leben dort. Ja, es ist inzwischen touristisch – aber immer noch charmant. Danach ging’s hoch hinaus, zum Aussichtspunkt Cabo Girão, das höchste Kap Europas. Dort oben: wunderbar duftende Mimosen, hab ich übrigens schon gesagt, dass ich Mimosen liebe? - und eine Glasplattform. Ich stand direkt vorne drauf, mit weitem Blick auf Gärten, Terrassen, den tiefblauen Atlantik unter mir. Jasmin blieb lieber mit etwas Abstand – Höhenangst lässt grüßen.
Doch auch ohne Glas unter den Füßen: Der Ausblick war atemberaubend. Und die Energie dort oben – ruhig, klar, kraftvoll.
Zurück in der Stadt besuchten wir noch die Sissi Statue. Sissi war zur Kur nach ihrer Tuberkulose Erkrankung auf Madeira. Und anschliessend den alten Teil der Altstadt von Funchal – mit seinen engen Gassen, von Künstlern bemalten Türen und kleinen Cafés. Den geplanten Besuch einer Madeira-Weindegustation ließen wir aus – irgendwie war uns eher nach Meerluft als nach Alkohol.
Apropos Meer: Ganz zu Beginn des Tages waren wir noch an den Strand spazieren gegangen. Schwarz, steinig, rau. Kein klassischer Sandstrand. Und auch kein Ort für ausgiebiges Schwimmen – die Strömungen sind stark, der Atlantik wild. Schön anzusehen, ja. Aber respektvoll zu behandeln.
Und so war dieser Samstag nicht nur landschaftlich, sondern auch menschlich ein echtes Highlight – mit Einblicken, Ausblicken und vielen leisen Zwischentönen.
Delfine, Glitzermomente & der Zauber des Atlantiks – unsere VIP Dolphin Tour
Nach unserem individuellen Tuktuk-Ausflug am Samstagvormittag stand am Nachmittag ein ganz besonderes Erlebnis an: eine VIP-Delfin-Tour – und was für eine!
Natürlich kann man auf Madeira auch die klassische Variante buchen: große Katamarane mit 50, 60 anderen Tourist*innen, Getränke aus dem Plastikbecher, wenig Raum für echte Stille oder Nähe zur Natur. Aber wie so oft entschieden wir uns für die komfortablere, bewusstere Variante – und wurden nicht enttäuscht.
Wir buchten bei VIP Dolphins – ein Motor-Katamaran, der sich eher wie eine kleine Yacht anfühlte. Maximal 17 Gäste an Bord, eine aufmerksame Crew aus drei Menschen, die nicht nur für unser Wohl, sondern auch für den Respekt gegenüber den Tieren da draußen sorgte. Prosecco, Drinks nach Wahl, kleine Häppchen mit Spezialitäten der Insel – und vor allem: die beste Sicht aufs Meer und seine Bewohner.
Schon kurz nach dem Ablegen begegneten wir einer Gruppe Common Dolphins – den „gewöhnlichen Delfinen“, die alles andere als gewöhnlich sind. In großen Gruppen begleiteten sie uns, schwammen vor dem Boot, sprangen durchs Wasser, als wollten sie uns zeigen: Seht her, wir lieben das Leben! Ihre Freude war spürbar, fast ansteckend.
Etwas später trafen wir auf eine Gruppe Grindwale – viel ruhiger, kraftvoller, anders als die quirligen Delfine. Es war faszinierend, diesen Unterschied aus nächster Nähe zu erleben. Und dann – fast wie aus einem Naturkundebuch – tauchte sie auf: eine Portugiesische Galeere. Hübsch anzusehen, fast wie ein treibender Ballon, aber hochgiftig. Sie ist kein Tier im klassischen Sinn, sondern ein Zusammenschluss mehrerer Lebewesen – ein echtes Wunder der Natur. Uns gelang ein tolles Foto. Einige Gäste nutzten später den Badehalt, um im 19 Grad warmen Atlantik zu schwimmen. Ich für meinen Teil entschied mich für trocken bleiben – nicht wegen der Temperatur, sondern einfach… zu nass.
Und dann, schon fast auf dem Rückweg, entdeckte ich noch einmal eine Gruppe Delfine – Bottlenose Dolphins, die viele noch aus der Serie Flipper kennen. Ich zeigte dem Kapitän die Stelle, und er lenkte das Boot sanft in ihre Richtung. Wir sahen sie springen, gleiten, hörten sogar ihr Klickern unter Wasser – eine Gänsehautmischung aus Magie und Dankbarkeit.
Dieser dreistündige Ausflug war rundum wunderschön – voller Glitzer, Weite, Tierliebe und echtem Respekt vor der Natur. Und er bleibt uns noch lange im Herzen.
Von Pastel de Nata, Autowahnsinn und der wilden Nordküste
Am Sonntagmorgen ging’s früh los – wir wollten unser Mietauto abholen, um endlich mehr von der Insel zu entdecken. Um 9 Uhr standen wir mit dem Taxi vor der Mietstation von Europcar (ja, wir sagen’s jetzt einfach). Gebucht hatten wir den Wagen schon vorher über Booking: ein Fiat 500 Cabrio. Ich dachte mir, perfekt – stylisch, kompakt, offen – genau das richtige Auto für die Serpentinen Madeiras. Dachte ich.
Die Begrüßung war erstmal sehr freundlich – vielleicht etwas zu freundlich. Denn was dann folgte, erinnerte eher an eine Improvisationstheater-Vorstellung als an einen professionellen Mietwagenprozess. Zwischen Jasmins Geburtstag, meinem Geburtstag, ihrer Mutter, und überhaupt einer halben Lebensgeschichte der Dame hinterm Schalter, erfuhren wir irgendwann auch, dass der Fiat 500 „leider nicht wirklich gut motorisiert“ sei. Ach was. Und dass sie uns dringend ein anderes Auto empfehlen würde, weil Madeira ja nun mal sehr steil sei. (Was ja einleuchtet – aber warum bieten sie dann überhaupt solche Autos an?)
Also gut, wir stimmten zu. Bis das neue Auto bereit sei, sollten wir doch ein kleines Café aufsuchen – dort gäbe es wunderbare Pastel de Nata, und wir könnten ihr gern eins mitbringen, flachsend. Natürlich taten wir das, wie wir halt so sind – und kamen mit zwei frischen Küchlein zurück. Die Reaktion? Nahezu tränenreich. Dankbarkeit, als hätten wir ihr den Morgen gerettet. Es wurde langsam absurd sympathisch.
Doch dann: Warten. Wieder. Und nochmal warten. Ganze zwei Stunden dauerte es schlussendlich, bis wir endlich losfahren konnten. Zwischenzeitlich war nämlich auch noch das eigentlich vorgesehene Auto an jemand anderen rausgegeben worden – Oops. Also wirklich: Ein einziges organisatorisches Desaster. Unser Fazit: nie wieder Europcar – zumindest nicht auf Madeira.
Als wir dann endlich losrollten (in einem etwas solideren Modell), kam aber direkt das Inselfeeling auf. Die Straßen waren leer, der Verkehr entspannt – nur an den typischen Hotspots staute es sich ein wenig. Klar, die will ja auch jede*r sehen. Und sie sind wirklich spektakulär.
Wir fuhren quer über die Insel bis an die Nordküste – rauer, wilder, ursprünglicher. Das Klima war spürbar anders: feuchter, etwas frischer, und die Vegetation nochmal dichter. Madeira zeigt sich dort von einer ganz anderen Seite. Und genau das macht diese Insel so besonders: Innerhalb einer Stunde wechselt man vom belebten Süden in eine fast mystische Welt im Norden.
Atlantik, Aromatherapie und das Hawaii Europas
Unser Ziel an diesem Tag: Porto Moniz – bekannt für seine natürlichen Lavapools direkt am Atlantik. Und tatsächlich: Der Anblick war beeindruckend. Schwarze Felsen, in denen sich das Meer sammelt, umrahmt von glitzerndem Wasser, das aus der Tiefe in die Becken brandet. Diese Naturpools wurden inzwischen ausgebaut – mit Einstiegen, Plattformen, sogar mit Restaurants in direkter Poolnähe.
Aber genau das war uns dann zu viel. Zu viele Menschen rundherum, zu viel Inszenierung. Wir spüren solche Orte oft sehr intuitiv – und hier war einfach klar: zu voll, zu laut, zu wenig Raum für Stille. Also entschieden wir: weiterfahren. Schließlich gibt es entlang der Küste noch weitere, weniger bekannte Naturpools – und überhaupt: Der Weg war auch hier das Ziel.
Was wir dabei kaum fassen konnten: der Atlantik war warm. Ganze 19 Grad – für April wirklich angenehm. Und überhaupt: Das Klima auf Madeira war wie gemacht für uns. Mild, ausgeglichen, weich. Es gibt kaum große Unterschiede zwischen Tag und Nacht, die Temperaturen bleiben das ganze Jahr über konstant angenehm. Kein Wunder, wird Madeira oft als das Hawaii Europas bezeichnet – nicht nur wegen des Klimas, sondern auch wegen der üppigen Vegetation, den dramatischen Küstenlinien und der unvergleichlichen Naturvielfalt.
Und so fuhren wir weiter die Westküste hinauf. Landschaftlich – ein Traum. Die Straße schlängelte sich in engen Kurven den Hang hinauf, Haarnadelkurve um Haarnadelkurve. Der Atlantik glitzerte tief unter uns, während wir Höhenmeter um Höhenmeter gewannen. Und dann: Eukalyptuswälder. Überall. Dicht, duftend, wohltuend. Selbst bei geschlossenem Fenster im Auto roch es nach frischer Atemtherapie – ein einziger tiefer Atemzug genügte, um die ganze Lunge zu fluten. Und wenn wir die Fenster öffneten? Aromatherapie pur. Ein ganz natürlicher Wellnessmoment mitten in der Wildnis.
Seilbahnen ans Meer – Perspektivwechsel inklusive
Und dann – mitten auf der Küstenstraße, irgendwo zwischen Eukalyptusduft und Atlantikpanorama – entdeckten wir sie: eine Seilbahn. Schon zuvor hatten wir sie vereinzelt gesehen, aber diesmal hielt ich inne. Denn mir wurde plötzlich bewusst, wie ungewöhnlich das eigentlich ist.
Bei uns in der Schweiz fahren Seilbahnen nach oben – auf die Gipfel, zu den Skipisten, zu Wanderwegen, hoch hinaus. In Madeira dagegen fahren sie nach unten. Nicht in die Berge, sondern ans Meer. In kleine Buchten, versteckte Strände, zu Orten, die man anders gar nicht erreichen würde. Und das ist wirklich etwas Besonderes.
Allein dieser Perspektivwechsel hat mich tief beeindruckt: nicht hinaufsteigen zum Gipfel, sondern hinabgleiten zum Ozean. Und plötzlich wird einem klar, wie anders die Natur hier organisiert ist. Wie steil, wie dramatisch die Klippen abfallen, wie abenteuerlich das Leben zwischen Bergen und Meer sein kann.
Diese kleinen Gondeln schweben über Terrassen, Obstbäume, Lavafelsen – und bringen die Menschen nicht zum Wintersport, sondern zur Ruhe. Hinunter zum Atlantik, zum Baden, zum Fischen, zum Innehalten. Und ich glaube, genau das beschreibt Madeira ganz gut: vertraut und doch ganz anders. Wie die Schweiz – nur mit Palmen und Passionsfrüchten.
Schlittenfahrt & stille Aussicht – ein Montag zwischen Lachen und Menschenmassen
Am Montagmorgen standen wir ganz früh auf – mit einem Ziel vor Augen: die berühmte Schlittenfahrt in Monte. Viele mögen darüber lächeln oder es als touristische Abzocke bezeichnen – doch wir sehen das anders. Niemand muss an einer Attraktion teilnehmen. Aber wir wollten es ganz bewusst erleben. Und ja, es war definitiv ein Erlebnis!
Bereits kurz vor halb zehn waren wir in Monte – noch vor der Frühstücks-Rushhour der meisten anderen Besucher*innen. Eine gute Entscheidung: nur wenige Minuten anstehen, kaum Andrang, dafür viel Raum für Vorfreude.
Dann ging es los: Zwei Kilometer lang gleiten, rutschen und sausen – in einem traditionellen Schlitten, gelenkt von zwei Madeiranern in weißem Hemd und Strohhut. Die Straßen steil, die Kurven scharf, das Gefälle fast unvorstellbar. Und doch: alles lief reibungslos. Sehr, sehr witzig – ein Lacherlebnis mit Tradition.
Nach dem Abstieg und ein paar Erinnerungsfotos fuhren wir weiter – diesmal zur Ostküste, die wir bisher noch nicht erkundet hatten. Dort angekommen, traf uns fast der Kulturschock: Autokolonnen, Menschenmengen, Wandergruppen. Madeira ist ein Wanderparadies – das war uns bewusst. Aber der Unterschied zwischen ruhigen, versteckten Buchten und diesen überlaufenen Routen war spürbar.
Unser Gedanke: „Sie haben gesagt: Geh nach Madeira. Sie haben gesagt: Geh wandern. Sie haben nicht gesagt: Stell dich mit 100 anderen auf denselben Pfad.“
Für uns war klar: Das ist nicht unser Weg. Und doch konnten wir einige wundervolle Ausblicke genießen – ganz ohne Wanderschuhe, ohne Menschenmenge. Einfach stehen bleiben, schauen, atmen.
Am Nachmittag fuhren wir dann zurück – mit vielen Eindrücken im Gepäck und voller Vorfreude auf das, was am Abend auf uns wartete: der Start meines Geburtstags im neuen Hotel.
Ein Geburtstag voller Glanz – Verwöhnmomente & stille Einsichten
Und dann kam er, mein Geburtstag – einer der Gründe (nicht der Grund, aber doch ein schöner Anlass), weshalb wir uns für Madeira entschieden hatten. Jasmin hatte sich etwas ganz Besonderes für mich ausgedacht: ein neues Hotel, mit einem traumhaften Zimmer direkt am Meer, einem liebevoll gepflegten Garten und dieser ganz besonderen Atmosphäre, die man nicht buchen, sondern nur fühlen kann.
Schon bei unserer Ankunft – es war Montag, der Vorabend meines Geburtstags – erwartete uns im Zimmer eine gekühlte Flasche Champagner, kleine Friandises, frische Früchte. Einfach wunderschön. Wir nahmen direkt ein leichtes Mittagessen im Hotel ein – und waren begeistert: feinste Küche, mit Liebe und Raffinesse. Fürs Abendessen entschieden wir uns dann für Room Service – einfach, weil wir unser schönes Zimmer, den Blick aufs Meer und die Ruhe nicht mehr verlassen wollten.
Am Geburtstag selbst begann der Tag mit einem Frühstück voller Herzlichkeit. Jasmin hatte gleich erzählt, dass ich heute Geburtstag habe – und ich wurde vom gesamten Team mit Glückwünschen empfangen. Nach dem Mittagessen gab’s dann ein kleines Schokotörtchen mit einer Kerze und einem liebevoll verzierten Happy Birthday auf dem Teller. Und als wir zurück aufs Zimmer kamen: die nächste Überraschung – eine weitere Flasche Champagner, eiskalt, begleitet von einer kunstvollen Geburtstagsschokotorte. Es war einfach wunderschön – so viel Aufmerksamkeit, so viel Liebe zum Detail. Ich glaube, so verwöhnt wie hier wurde ich noch nie in einem Hotel.
Den Tag verbrachten wir ganz bewusst im Hotel – kein Sightseeing, keine Termine. Einfach Genießen, Innehalten, Dasein. Und das war genau richtig. Die Ausblicke, die Gärten, die Sonne, das Meeresrauschen – es war ein Geschenk für alle Sinne.
Am Abend wollten wir es dann nochmal besonders machen und hatten einen Tisch in einem Zweimichelin-Sterne-Restaurant reserviert. Doch ganz ehrlich? Es hat uns nicht wirklich abgeholt. Alles war sehr steif, etwas verstaubt. Jasmin wirkte wie das Großkind der restlichen Gäste, und wir konnten nicht anders, als zu denken: Wenn diese Generation geht, gehen wohl auch diese Restaurants, sofern sie sich nicht neu erfinden. Das Essen? Okay. Aber nicht mehr als das. Und das sagt einiges, wenn man sich eigentlich auf einen besonderen Abend freut.
Am Tag nach meinem Geburtstag blieben wir nochmal ganz bewusst im Hotel. Keine Ausflüge, kein Mietauto, kein Programm. Einfach nur sein. Und auch das war eine Entscheidung aus dem Herzen. Denn manchmal ist der schönste Ort genau dort, wo man gerade ist.
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